Schaufensterkrankheit: Gegen den Schmerz angehen

Nach einigen Schritten kommt der Schmerz – Schaufensterkrankheit-Patienten sind in Bewegungsradius und Lebensqualität stark eingeschränkt. Ausruhen hilft jedoch nicht weiter.
Die landläufige Bezeichnung klingt, als solle damit eine ausgeprägte Shopping-Leidenschaft aufs Korn genommen werden. Bei der Schaufensterkrankheit handelt es sich indes nicht um ein lässliches Laster, sondern um eine ernste kardiologische Erkrankung. Nicht nur, dass sie das Gehen über mehr als einige Schritte unmöglich macht, weil dann starke Schmerzen auftreten und eine Pause erzwingen. Hinzu kommt, dass langfristig eine Beinamputation drohen kann und das Risiko eines Schlaganfalls oder Herzinfarkts steigt.

Wissenschaftlich heißt die Erkrankung Claudicatio intermittens (zu Deutsch: „zeitweiliges Hinken“). Sie geht auf Arteriosklerose (Arterienverkalkung) zurück und führt zu Stenosen (Engstellen) in den Arterien, die wiederum Durchblutungsstörungen und schmerzhaften Sauerstoffmangel zur Folge haben.

Als begünstigende Faktoren gelten Diabetes, Rauchen, Bluthochdruck und ein gestörter Fettstoffwechsel, daneben kann auch eine genetische Vorbelastung eine Rolle spielen. „Wird die sogenannte Schaufensterkrankheit nicht behandelt, kommt es regelmäßig zu einer Verschlimmerung“, erläutert der Herzmediziner Dr. Rainer Ruf vom Ambulanten Centrum Berlin. „Die Schmerzen treten früher oder später auch im Ruhezustand auf. Dann sinken nicht nur die Chancen auf eine vollständige Ausheilung, die nötigen Therapieschritte werden auch aufwendiger. So ist eine Operation zum Einsetzen eines Stents oder eine gefäßerweiternde Angioplastie häufig unumgänglich.“

Den Anfängen wehren

Es heißt also, so früh wie möglich gegenzusteuern. Als Hebel dazu eignet sich vor allem der Lebenswandel, und dazu gehört neben einer gesunden Ernährung und dem Verzicht auf Nikotin auch und besonders Bewegung. In frühen Stadien der Claudicatio intermittens empfiehlt sich vor allem gezieltes Gehtraining, wie in jüngerer Zeit in Studien bestätigt wurde.

Der Grund: Durch die Bewegung bilden sich in den Beinen mehr Kollateralen (arterielle Verästelungen), die den Sauerstoff transportieren können. Wer also wiederkehrende Schmerzen beim Gehen bemerkt, sollte diese Tätigkeit keinesfalls meiden, sondern vielmehr ausdehnen. Eine schonendere Methode, die Schaufensterkrankheit zurückzudrängen, gibt es nicht.

Auf ärztliche Begutachtung sollte aber lieber nicht verzichtet werden, denn Schmerzen in den Beinen können auch andere Ursachen haben – und sicher ist sicher.