Akupunktur – Heilverfahren oder Placebo?

Über den Nutzen von Akupunktur ist die Medizinerschaft entzweit. Zahlreiche Studien belegen jedoch den heilsamen Effekt der fernöstlichen „Nadelstich-Methode“ auch auf das Herz-Kreislauf-System.
Zugegeben: In das rational-wissenschaftliche Weltbild der westlichen Schuldmedizin passt die Akupunktur mit ihrer eher esoterisch anmutenden Herleitung kaum hinein. Grundlage des Verfahrens ist das Konzept der Lebensenergie Qi, die den Körper der Traditionellen Chinesischen Medizin (TCM) zufolge durchfließt. Die Energie-Leitbahnen, also gewissermaßen die Qi-Adern, heißen Meridiane. Und auf ebendiesen werden an bestimmten sogenannten Triggerpunkten die kleinen, feinen Akupunkturnadeln gesetzt. So kann der Akupunkteur die Energieflüsse im Körper steuern.

Dieses Konzept klingt für europäische Medizinerohren fremdartig, weshalb ein großer Teil der hiesigen Ärzte die Akupunktur noch immer ablehnt. Fakt ist jedoch: Akupunktur wirkt. Das bestätigen eine Vielzahl von Studien ebenso wie gestandene Praktiker.

So belegte eine 2015 am kalifornischen UC Irvine Susan Israeli Center for Integrative Medicine durchgeführte Untersuchung, dass Akupunktur am Handgelenk den Blutdruck senken kann. Eine Nachfolgestudie erbrachte im November 2016, dass auch Elektroakupunktur diesen Effekt haben kann. Dessen Grundlage sei die Freisetzung eines für den Blutdruck wichtigen Botenstoffs im Gehirn. Im selben Jahr erschien auch eine spanische Studie, die einen deutlich schmerzlindernden Effekt bei Fibromyalgie belegt.

„Auch wenn wir die Wirkungsweise der Akupunktur noch nicht vollends wissenschaftlich erklären können, kann man an ihrem heilsamen Effekt nicht mehr grundsätzlich zweifeln“, meint denn auch der Berliner Kardiologe und Akupunkteur Dr. Frank Beekmann. Der am Ambulanten Centrum Berlin in Friedrichshain tätige Herzspezialist kennt nicht nur die Studienlage, sondern hat in seiner jahrelangen Praxiserfahrung selbst die Wirksamkeit der Akupunktur erlebt. „Die Methode lässt sich bei unterschiedlichsten Beschwerdebildern erfolgreich einsetzen, von Erkrankungen des Atmungssystems über Schlafstörungen und Augenerkrankungen bis hin zu orthopädischen Problemen.“

Die „Mutter aller Akupunktur-Studien“

Kritiker der Akupunktur bemängeln gern, dass die Qualität der diesbezüglichen Studien zu wünschen übrig lasse. Der Vorwurf mag angesichts der Fülle an Studien aus verschiedensten Quellen teilweise seine Berechtigung haben. In dieser Hinsicht können die Akupunktur-Verfechter allerdings auf die „Mutter aller Akupunktur-Studien“ verweisen, die den therapeutischen Effekt belegt hat. Die GERAC-Studien (German Acupuncture Trials) wurden 2002 bis 2007 durchgeführt und bilden nach wie vor die größte Untersuchung, die sich nach wissenschaftlichen Kriterien dem Thema gewidmet hat. Sechs deutsche Universitäten und mehr als 500 ambulante Ärzte wirkten daran mit, den Effekt der Akupunktur bei Kreuz- und Kniegelenkarthrose-Schmerzen sowie bei Migräne und Spannungskopfschmerzen (jeweils chronisch) zu eruieren. 3.500 Patienten wurden dazu behandelt und beobachtet.

Fazit: Bei Kreuzschmerzen und Kniegelenkarthrose ist die Akupunktur den schulmedizinischen Standardverfahren überlegen, während sie bei Migräne der medikamentösen Therapie mit Betablockern (und deren Nebenwirkungen) ebenbürtig ist. Erst infolge dieser Studie wurde Akupunktur zu einer Kassenleistung.